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Die tägliche Arbeit der Bergleute vor 200 Jahren



 Ein Auszug aus: 500 Jahre Bergbau in Richelsdorf - von Gerhard Seib 1960 

Die tägliche Arbeit des Schieferbergmann



Um sechs Uhr musste der Bergmann 'vor seine Strebe fahren', die ihm vom Steiger angewiesen waren. Um aber zu den Streben (zum Arbeitsplatz) zu kommen, musste der Bergmann zuerst den zwischen 40 und 100 m tiefen Schacht 'einfahren'. Personenförderung gab es in damaliger Zeit noch nicht im Bergbau, der Bergmann musste zum Einfahren die im Schacht hängenden Fahrten (Leitern) benutzen. War er am 'Füllort', dort wo die Schiefern in Kübel gefüllt wurden, angekommen, ging er die zwischen 1,20 und 1,50 m hohe Gezeug- oder Förderstrecke (auch Krauchstrecke genannt) bis zu der etwa 40 bis 60 cm hohen Krummhälserfahrt. Der Bergmann, der nur eine Beinkleidung anhatte, schnallte nun meistens an seinem linken Oberschenkel ein Brett, das Beinbrett, nahm in seine linke Hand ein Achselbrett mit Griff und bewegte sich auf beschwerlichste Weise durch ständiges Anziehen und Ausstrecken seines Körpers (robben) auf dem 'Liegenden' bis vor Ort. Der Bretter bediente sich der Bergmann, um sich die Haut nicht durch das grobkörnige Liegende abzuschaben und wegen des oft sehr kalten und nassen Gesteins. Vor Ort angekommen, arbeitete der Hauer dann oft mit 20 anderen 'Burschen' (Hauern). Auf der linken Schulter liegend hackte er mit der Keilhaue in die unterste Lage des Schieferflözes, der feinen Lette, einen Schramm (Schlitz) von 5 - 10 cm Tiefe. Diese Arbeit nannte der Bergmann deshalb das Unterschrämen der Schiefern. Zu dieser Arbeit gehörte Erfahrung und Geschicklichkeit. Nach dem Unterschrämen wurden die oberen Lagen der Schiefern (grobe Lette, Kammschale und Schieferkopf), mit Keilen und Fäusteln 'hereingebrochen'. Nur selten wurden anschließend noch die tauben 'Dachberge' nachgeschossen. Mit den hereingebrochenen tauben Gestein, den 'Bergen', füllte der Bergmann den durch den Abbau entstandenen Hohlraum wieder zu. Er 'versetzte' jedoch nicht das ganze abgebaute Feld, sondern ließ schmale Hohlräume, die Krummhälserfahrten, stehen, die als Förder- und Fahrstrecken dienten. Bis 12 Uhr, also sechs Stunden lang, musste der Bergmann in dem niedrigen Streb arbeiten. Anschließend wurden die kupferhaltigen Schiefern in einem Strebhunt , einen 1,20 m langen , 0,60 m breiten und etwa 0,20 m hohen, auf vier keinen Rädern ruhenden Förderwagen geladen. 'Treckejungen', selten Bergleute, befestigten mit einem kurzen Lederriemen den Hunt an einem Fuß, legten sich auf die beiden schon erwähnten Bretter und treckten ruckweise (trecken = ziehen; befördern) den Hunt bis zur Krauchstrecke. Hier wurden die Schiefern aus dem Hunt in hölzerne Schubkarren geladen.

Die eben beschriebene Arbeit in nur etwa 45 cm hohen Streb wurde 'Krummhälterarbeit' genannt im Gegensatz zur 'Klopfarbeit'. Der 'Klopfer' saß bei der Klopfarbeit in etwa 1,20 m hohen Ort. Wegen der Härte der 'Schiefern' musste er sie oft 'hereinschießen' und zerschlug die hereingebrochenen Schiefern in 30 - 60 cm lange 'Klopfwacken'. Diese Klopfwacken wurden wie die in Krummhälterarbeit gewonnen 'Schiefern' in Förderkarren geladen und vom 'Karrenläufer' bis zum Füllort des Schachtes befördert. Am Füllort lud der Bergmann die 'Schiefern' in große hölzerne Fördergefäße, sog. Kubel. Über tage musste der Bergmann anschließend zwei Stunden 'Harpel ziehen', d.h. er musste einer primitiv gearbeiteten Handwinde, dem Haspel, die vollen Schieferkübel nach oben winden. Besonders für diese Arbeit bestimmte Haspelknechte, die in anderen Bergbaugebieten diese harte Arbeit verrichteten, gab es im Richelsdorfer Bergbau nicht.

War das Gewonnene zu Tage gefördert, musste der Bergmann die 'Schiefern' 'klieben' (kläuben) oder kleinen, d.h. er musste die kupferhaltigen 'Schiefern' in etwa handgroße Stücke zerspalten. Waren die Schiefern nicht sauber genug gekläubt oder nicht klein genug geschlagen, so musste der Bergmann Geldstrafen für seine Nachlässigkeit zahlen. Die tauben Schiefern wurden die Halde heruntergestürzt, während die 'guten' 'Schiefern' in Maße gefüllt vom Schacht mit Fuhrwerken zu den beiden Schmelzhütten gefahren wurden. 'Auf den Hütten' mussten die Bergleute die 'Schiefern' in besonderen, geeichten Schiefermaßen 'messen' und auf einen Rosthaufen zum Rösten schütten. Auf diese Weise verlief der Arbeitstag des Schieferbergmannes Richelsdorfer Bergbau. Oft arbeitete er 10 bis 12 Stunden am Tag, um seine kinderreiche Familie ernähren zu können, obwohl nur eine Arbeitszeit von acht Stunden für den Bergmann vorgeschrieben war.


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Die tägliche Arbeit des Kobaltbergmann


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